Artillerie-Regiment 72
Das Artillerie-Regiment 72 war ein schweres Artillerie-Regiment ohne Regimentsstab.
Die I. Abteilung vom Artillerie-Regiment 72 wurde am 6. Oktober 1936 in Wiesbaden, im Wehrkreis XII, aufgestellt. Die Abteilung wurde durch Umbenennung der I. Abteilung vom Artillerie-Regiment 65 aufgestellt. 1937 wurde die Abteilung nach Mainz, im Wehrkreis XII, verlegt. Die Abteilung wurde bei der Mobilmachung als IV. schwere Abteilung dem Artillerie-Regiment 36 der 36. Infanterie-Division unterstellt.. Am 11. November 1940 wurde die Abteilung bei der Umbildung der 36. Infanterie-Division zur 36. Infanterie-Division (motorisiert). Daraufhin wurde die Abteilung in III. Abteilung vom Artillerie-Regiment 36 umbenannt.
Die II. Abteilung vom Artillerie-Regiment 72 wurde am 10. November 1938 in Mainz, im Wehrkreis XII, aufgestellt. Die Abteilung entstand durch Abgaben vom Artillerie-Regiment 36 und vom Artillerie-Regiment 44. Die Abteilung wurde als motorisierte gemischte Abteilung aufgestellt.
Am 16. August 1939 wurde die Abteilung zu einer Übung an den Westwall kommandiert. Dabei war die Abteilung durch viele Reservisten aufgestockt worden, die überzähligen Soldaten bildeten die schwere Artillerie-Abteilung 647. Die II. Abteilung bezog im Rahmen der 36. Infanterie-Division eine erste Stellung bei Gersbach, etwa 3 km westlich von Pirmasens. Am 10. September 1939 eröffnete die 4. Batterie als erste Batterie der Abteilung das Feuer aus der neuen Feuerstellung auf den Rennwiesen. Am 5. November 1939 wurde die Abteilung aus dem Verband der 36. Infanterie-Division herausgezogen und durch die schwere Artillerie-Abteilung 647 ersetzt. Die Abteilung zog daraufhin nach Mainz. In Gonsenheim, im Wehrkreis XII, wurden die 5. und 6. Batterie von den 15-cm schweren Feldhaubitzen auf die 10-cm Kanone umgerüstet. Anschließend bezogen die Batterien südlich von Limburg um Dauborn neue Quartiere. Hier betrieb die Abteilung intensive Ausbildung. Am 8. März 1940 marschierte sie nach Herforst in der Eifel. Am 9. Mai 1940 wurde sie hier alarmiert. Die Abteilung unterstand jetzt dem VII. Armeekorps bei der 16. Armee. Am 10. Mai 1940 wurde bei Echternah die luxemburgische Grenze überschritten. Dabei gliederte sich die Abteilung wie folgt:
Kommandeur: Hauptmann Dr. Boehringer
Adjutant: Oberleutnant Barchewitz
Stabsbatterie: Leutnant Schmidt
4. Batterie: Hauptmann Schmidt
5. Batterie Oberleutnant Dr. Fetzer
6. Batterie: Hauptmann Übener
Artillerie-Kolonne: Hauptmann Schneider
Über Mersch-Alon marschierte die Abteilung nach Etalle, wo am 11. Mai 1940 das erste Mal das Feuer eröffnet wurde. Am 15. Mai 1940 beschoß die Abteilung bei Carignan das Panzerwerk 505 der Maginot-Linie. Am 2. Juni 1940 stand die Abteilung im Raum Attigny und Le Chaisne. Hier fielen Hauptmann Braun und vier Soldaten. Nach schweren Kämpfen konnte am 9. Juni 1940 der Vormarsch fortgesetzt werden. Am 10. Juni 1940 war die Abteilung wieder in Deutschland und rollte nach Bettingen südlich von Merlebach, wo sie in Stellung ging. Ab dem 15. Juni 1940 nahm die Abteilung von hier aus am Durchbruch durch die Maginotlinie zwischen Saargemünd und St. Avold teil. Nach dem gelungenen Durchbruch sollte die Abteilung bei Riche südlich von Mörchingen in Bereitstellung gehen. Kommandeur, Adjutant und ein paar Melder fuhren voraus. Dabei stießen sie auf französische Truppen und gerieten in einen Hinterhalt. Oberleutnant Brachewitz, Leutnant von Oertzen und die Melder Koller, Riebel und Both fielen, Hauptmann Dr. Boehringer wurde gerettet. Bei Harancourt nordwestlich von Lunéville bezog die Abteilung die letzte Feuerstellung während des Frankreichfeldzuges zur Erzwingung des Übergangs über den Rhein-Marne-Kanal. Nach der französischen Kapitulation wurde ostwärts von Lunéville Quartier bezogen. Am 28. Juli 1940 verlegte die Abteilung in den Raum Dieppe zum Küstenschutz. Bis zum 19. Februar 1941 lag die Abteilung in diesen Stellungen, dann verlegte sie in den Raum Brie-Compte-Robert, ca. 30 km vor Paris. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Abteilung folgende Verluste:
Tote: 3 Offiziere, 7 Mann
Verwundete: 17 Mann
Auszeichnungen: 4 Eiserne Kreuze I. Klasse
75 Eiserne Kreuze II. Klasse
21 KVK II. Klasse mit Schwertern
Am Westwall wurden 3.200 Schuß und während des Frankreichfeldzuges und an der Kanalküste 18.500 Schuß abgefeuert.
Am 22. Februar 1941 befand sich die Abteilung in Brie-Comte-Robert bei der 1. Armee unter der Heeresgruppe D. Von Melun aus wurde die Abteilung am 27. März 1941 per Bahn nach Ostpreußen verlegt. In Korschen wurde die Abteilung ausgeladen und in Frankenau Quartier bezogen. Kurz darauf wurde in Seeburg Quartier bezogen. Bereits nach wenigen Wochen ging es nach Gumbinnen. Am 16. Juni 1941 bezog die Abteilung dann die erkundeten Stellungen an der Demarkationslinie bei Gut Bredauten südostwärts von Ebenrode. Am 19. Juni 1941 unterstand die Abteilung dem II. Armeekorps. Am 22. Juni begann um 3.05 Uhr der Angriff. Am Abend des 22. Juni 1941 stand die Abteilung 15 km vor Marjampol. Am 23. Juni 1941 wurde sie der Vorausabteilung Holm zugeteilt, einem motorisierten Verband zur schnellen Wegnahme von Kowno. Am 24. Juni 1941 wurde Kowno durchquert und am jenseitigen Stadtrand Stellung bezogen, wo am 25. Juni 1941 russische Gegenangriffe abgewehrt wurden. Am nächsten Tag ging der Vormarsch nach Osten weiter und es wurden Ionava und Wilkomierz durchquert. Die Abteilung marschierte im Rahmen der 12. Infanterie-Division. Es folgte der Übergang über die Sarjanka, der Durchbruch durch die Stalinlinie und die Schließung des Kessels von Newel. Vor Cholm wurde die Abteilung vom II. Armeekorps an das XXVIII. Armeekorps abgegeben und auf Bol Ugorody abgedreht. Hier begann am 10. August 1941 der Angriff auf die Luga-Stellung. Ca. 5.000 Schuß feuerte die Abteilung auf die Befestigungsanlagen, bis diese durchbrochen wurden. Anschließend bezog die Abteilung bei Krassny-Bar vor Leningrad neue Stellungen. Dort wurde die Abteilung dem XXVIII. Armeekorps unterstellt. In vorderster Linie konnte der Gefreite Jung als Richtkanonier mit seinem Geschütz zwei überschwere T 52 bekämpfen. Am 22. September 1941 erhielt die Abteilung den Befehl, sich über Luga - Pleskau - Ostrow - Witebsk - Smolensk nach Rosslawl in Marsch zu setzen. Eine Strecke von 1.000 km. Diese Verlegung riss die Abteilung total auseinander. Bis in das Frühjahr 1942 konnte sich die Abteilung nicht wieder vollständig vereinigen, so schwer waren die Verluste durch den Transport auf den russischen Straßen. Die Abteilung wurde jetzt der 4. Armee unterstellt. Am 2. Oktober 1941 nahmen die bereits eingetroffenen Teile der Abteilung am Durchbruch durch die Desna-Stellung teil. Dabei unterstand die Abteilung dem XXXX. Armeekorps. Bei Bartischtschewa, 8 km südwestlich von Wjasma, nahm die Abteilung mit Front nach Westen an der Kesselschlacht um Wjasma teil. Anschließend marschierte die Abteilung auf der Straße Smolensk - Wjasma - Moskau weiter nach Osten. Hier überraschte die Abteilung die Schlamm-Periode. Die 5. Batterie blieb in Moshaisk liegen. Fahrzeug- und Geschützausfälle machten sie kampfunfähig. Die Reste wurden auf die beiden anderen Batterien verteilt. Diese lagen in Rakitina, 4 km nördlich von Rusa. Am 13. November 1941 ging es weiter, bei - 13° Kälte. Über Sloboda, Nikolskoje ging es nach Istra hinein und weiter auf die Hauptstadt zu. Auf dem Wege dorthin musste die 6 Batterie herausgezogen wegen, um ihr Material instand zu setzen. Nur die 4. Batterie blieb einsatzfähig und wurde dem SS-Artillerie-Regiment "Das Reich" unterstellt. Ein Fliegerangriff brachte der Batterie schwere Verluste. Schließlich stand sie nur noch 35 km vor Moskau. Dabei unterstand die Abteilung dem XXXXVI. Armeekorps. Mit Planfeuer wurde die Industrie in den Vororten der Stadt beschossen. Hier wurde die Abteilung durch die russische Gegenoffensive getroffen. Die 4. Batterie wurde hinter die Front gezogen, um sich aufzufrischen, an ihre Stelle trat die 6. Batterie. Bis westlich von Rusa führte sie der Rückzug. Dort stabilisierte sich die Front wieder.
Am 18. Januar 1942 wurde die Front weiter zurückgenommen und die ausgebaute Winterstellung bei Gshatsk wurde bezogen. Hier erhielt die 6. Batterie den Befehl, sich wieder der Abteilung anzuschließen, die am Bahnhof von Semljewo sammelte. Eigentlich sollte die Abteilung hier aufgefrischt werden, doch am 29. Januar 1942 wurde aus den Kanonieren eine Kampfgruppe zur Sicherung der Rollbahn Smolensk - Wjasma gebildet und infanteristisch eingesetzt. Dabei hatte die Kampfgruppe gegen abgesprungene Fallschirmeinheiten schwere Kämpfe und Verluste. Am 17. Februar 1942 wurde der Kommandeur der Abteilung mit der Auffrischung der Abteilung in Borissow beauftragt. In der Zeit vom 22. Juni 1941 bis zum 17. April 1942 hatte die Abteilung folgende Verluste:
Tote: 2 Offiziere, 44 Unteroffiziere und Mannschaften
Verwundete: 7 Offiziere, 148 Unteroffiziere und Mannschaften
Auszeichnungen: 18 Eiserne Kreuze I. Klasse
125 Eiserne Kreuze II. Klasse
15 Sturmabzeichen
4 KVK I. Klasse mit Schwertern
50 KVK II. Klasse mit Schwertern
In dieser Zahl sind die Kranken, z.B. durch Erfrierungen, nicht enthalten! Diese wurden durch Stabsarzt Dr. Amling behandelt. In Borissow wurde die Abteilung aufgefrischt. Ersatz kam aus der Heimat, Heereshauptwerkmeister Kohlbecker setzte mit seinen Männern die Fahrzeuge in stand. Am 18. Mai 1942 wurde die Abteilung auf die Bahn verladen und nach Schtschigry, etwa 40 km östlich von Kursk verlegt. Am 28. Juni 1942 eröffnete die Abteilung von hier aus das Feuer auf die russischen Stellungen zur Eröffnung der deutschen Sommeroffensive. Die Abteilung überquerte den Don bei Woronesh und drehte dann im Rahmen der 24. Panzer-Division nach Süden ein. Über Rossosh und Ostrogosh zog die Abteilung nach Morosowskaja. Am 28. Juli 1942 griff der Feind mit starken Kräften die deutschen Stellungen vom Bahnhof Tschir aus an, wurde aber abgewehrt. Die Abteilung war als einzige schwere Abteilung an diesem Abschnitt an den Abwehrkämpfen beteiligt, hatte aber große Verluste. Allein die 6. Batterie verlor 23 Mann, Hauptmann Übener musste schwer verletzt seine Batterie verlassen. Am Nachmittag war die gesamte Munition der Abteilung verschossen. Die Batterien wurden herausgezogen, um ein paar Tage in Bereitstellung zu bleiben. Anfang Juni 1942 unterstand die Abteilung dem XXXXVIII. Panzerkorps. Erst am 31. Juli 1942 kam der neue Einsatzbefehl, der die Abteilung in die Stellung bei Krassnaja-Swesda führte. Am 6. August 1942 ging es abends weiter vorwärts. Zur Bildung des Kessels bei Kalatsch stieß die Abteilung über den Bahnhof Tschir vor. Bis zum 13. August 1942 dauerte die Kesselschlacht, dann marschierte die Abteilung über Potjemkinskaja über den Don nach Shukow. Hier wurde die Abteilung von der 24. Panzer-Division entlassen und der 29. Infanterie-Division zugeteilt. Mit dieser nahm die Abteilung am Vormarsch auf Stalingrad teil. Bereits am 19. August 1942 wurde die Abteilung dann der 14. Panzer-Division unterstellt. Am 7. September 1942 wurde die Wolga erreicht. Am 8. September 1942 ging die Abteilung bei Jelschanka, ca. 5 km südwestlich Stalingrad im Abschnitt der 371. Infanterie-Division in Stellung. Die Abteilung wurde jetzt dem IV. Armeekorps unterstellt. Wegen der langen Nachschubwege musste extrem mit der Munition gespart werden. Die Werkstatt-Kompanie wurde nach Stalino verlegt, um den Fuhrpark der Abteilung zu überholen. Im November 1942 wurden die Abteilung in Stalingrad eingeschlossen, die in Stalino liegenden Trosse konnten sich nach Westen retten. Gleich nach dem russischen Durchbruch wurden die 6. Batterie und der Stab mit einer kleinen Kampfgruppe an die bedrohte Stelle geworfen. Nach und nach zog man alle Batterien nach, teilweise geschütz- oder zugweise.
Am 10. Januar 1943 waren nur noch 15 nicht einsatzbereite Soldaten bei den Fahrzeugen, alle anderen standen in Kampfgruppen, teilweise an den Geschützen, mehr noch in vorderster Infanterielinie. Am 10. Januar 1943 begann der letzte russische Angriff auf die Batterie. Die Geschütze, ohne Tarnanstrich auf der weiten Fläche stehend, wurden von den T-34 zusammen geschossen, die Kanoniere versprengt. Übrig blieben etwa 200 Mann, die sich in den Kellern der Häuser wieder fanden, darunter nur zwei Offiziere: Leutnant Hetzer und Leutnant Kaus. Aus diesen Resten wurde wieder eine Kampfgruppe gebildet, deren Verbleib nicht geklärt werden konnte. Nur 20 Kameraden kamen nach Jahren der Gefangenschaft wieder nach Hause. 150 Mann waren nach der Einschließung von Stalingrad westlich des Kesselrandes geblieben, hauptsächlich der in Stalino befindliche Tross. Aus diesen Resten wurde eine neue Batterie aufgestellt, ausgerüstet mit vier französischen schweren Feldhaubitzen 414 (f) und vier Lanz-Bulldogs als Zugmaschinen. Diese provisorische Batterie wurde an die Front im Raum Woroschilowgrad verlegt und in den Abschnitt der 3. Gebirgs-Division eingegliedert. Nachdem die russischen Angriffe hier abgewehrt werden konnten, erhielt die Batterie im März 1943 den Befehl, sich zu seiner Ersatzabteilung in Marsch zu setzen, um neu aufgestellt zu werden. Die Geschütze wurden an die 36. Infanterie-Division übergeben und die Reste der Abteilung verlegten mit der Bahn über Wien nach St. Avold. 90 Soldaten marschierten durch die Stadt in die Kaserne!
Anfang Mai 1943 wurde aus diesen Restteilen und aus den Resten des Artillerie-Regiment 29 auf dem Truppenübungsplatz Baumholder, im Wehrkreis XII, die Abteilung als leichte Artillerie-Abteilung (RSO = Raupenschlepper Ost) neu aufgestellt. Die Batterien wurden geführt:
4. Batterie Oberleutnant Köttgen
5. Batterie Oberleutnant Timpe
6. Batterie Oberleutnant Bertz
Ausgerüstet war die Abteilung mit 12 leichten Feldhaubitzen 18, als Zugmittel und Nachschubfahrzeuge standen 75 Raupenschlepper Ost zur Verfügung. Zum Fuhrpark gehörten zudem je Batterie ein Volkswagen und einige Opel Kapitän sowie Olympia. Am 9. Juli 1943 wurde die Abteilung in Baumholder verladen. Am 17. Juli 1943 war sie in den frühen Morgenstunden in Tschistjakowo am Mius. Einen Tag später begann die große Abwehrschlacht am Mius-Bogen. Die ersten 10 Tage des Kampfes am Mius, bis ein Panzerkorps den großen Einbruch des Feindes beseitigte, waren die schwersten, die die Abteilung zu bestehen hatte. Bis zum 30. August 1943, dem Tag des Beginns des deutschen Rückzuges, hatte die Abteilung 84 Tote zu beklagen. Am 19. September 1943 wurden bei Nachhutgefechten auf dem Weg zum Dnjepr der Kommandeur, Hauptmann von Weiss, und sein Adjutant, Leutnant Heuschkel, sowie einige Unteroffiziere und Mannschaften schwer verwundet. In den Brückenkopf Saporoshje wurde die Batterie eingebaut, doch schon nach wenigen Tagen etwas nördlich von Melitopol bei der 3. Gebirgs-Division eingesetzt. Immer wieder mußten angreifende russische Panzer im direkten Feuer vernichtet. Am 26. Oktober 1943 musste die deutsche Front unter dem Druck weichen. Der Dnjepr wurde nördlich von Cherson nach Westen überschritten und die Abteilung bezog neue Stellungen im Brückenkopf Nikopol. Am 6. November 1943 wurde sie wegen schwerer Verluste aus der Front gezogen und als beweglicher Küstenschutz an der Dnjeprmündung eingesetzt. Hier wurde die Batterie aufgefrischt, neue Geschütze wurden zugeteilt und Ersatz kam aus der Heimat. Immerhin hatte die Abteilung 71 der 75 RSO retten können.
Am 6. Februar 1944 wurde die Abteilung auf die Bahn verladen und in den Raum von Apostelowo zur 9. Panzer-Division, dann zur 24. Panzer-Division und zur 16. Panzer-Division verlegt. Hier traf die Abteilung die russische Frühjahrsoffensive. Die Abteilung verlor alle Geschütze und fast alle Fahrzeuge. Nur die Trosse konnten sich nach Westen durchschlagen. Um den Vormarsch der Russen auf Nikolajew aufzuhalten, wurden die Trosse dann ca. 40 km nördlich der Stadt an der einzigen Bahnlinie als Infanterie-Kompanie eingesetzt, wo sie schwere Nachtgefechte zu bestehen hatten. 3 Tage später fanden sich fast alle Angehörige wieder in Odessa beim Werkstattzug zusammen. Weitere 10 Tage später rückte die 5. Batterie als erste Batterie mit neuen Geschützen und Fahrzeugen wieder an die Front ab, ihr folgten die anderen Batterien und der Stab. Im Raum Jassy, in Rumänien, wurde die Abteilung der 8. Armee unterstellt und trug ihren Teil bei der Abriegelung des russischen Durchbruchs am Pruth teil. Bei Jassy wurde die Abteilung einer rumänischen Kavallerie-Division unterstellt. Im Mai 1944 verlegte die Abteilung in einen ruhigen Abschnitt bei Tg. Neamt. Anfang August 1944 marschierten die Batterien wieder nach Jassy, in Rumänien. Am 20. August 1944 kapitulierte Rumänien. Die Rote Armee drang in die verwaisten Stellungen ein und überrannte die Stellungen der Abteilung. Die Trosse und etwa 10 Mann aus den Stellungen erreichten mit Mühe und Not die ungarische Grenze. Am 25. September 1944 wurden die Reste der Abteilung per Eisenbahn nach Chemnitz, im Wehrkreis IV, verlegt und neu gegliedert. Sie bestand nun aus zwei Batterien zu je sechs 10-cm Kanonen 18. und wurde anschließend dem Volks-Artillerie-Korps 407 unterstellt.
Quelle:
Mit freundlicher Genehmigung durch Lexikon der Wehrmacht
Veit Scherzer, Deutsche Truppen im zweiten Weltkrieg, Band 7 Divisionen 29-50, Gliederung - Kommandeure - Einsatz - Inhaber höchster Auszeichnungen
Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945, Band 5: Die Landstreitkräfte. Nr. 31–70
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Stab
I. Abteilung 02005 A
1. Batterie 02005 B
2. Batterie 02005 C
3. Batterie 02005 D
Stab
II. Abteilung 56040 A
4. Batterie 56040 B
5. Batterie 56040 C
6. Batterie 56040 D
1. Kolonne 22466
2. Kolonne 15348
3. Kolonne 11504
Kolonne II. 56040 E